NS-Raubgut
Die Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek hat bei der Erforschung verfolgungsbedingt entzogenen Kulturgutes während des Nationalsozialismus in Bibliotheken und Archiven eine Vorreiterrolle gespielt. 2002 veranstaltete sie gemeinsam mit dem Niedersächsischen Landtag das 1. Symposium zum Thema. Es folgten weitere Symposien in den Jahren 2005, 2007 und 2011.
Ziel war es, den Raub von Büchern jüdischer Eigentümer durch Bibliotheken und andere Kulturinstitutionen während der NS-Zeit in die öffentliche Wahrnehmung zu rücken sowie Impulse zur Erforschung der mitunter schwierigen Ermittlung von belasteten Büchern zu geben und, wenn möglich, die identifizierten Bände zu restituieren.
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Publikationen zu den Symposien in der GWLB
In Folge der Symposien entstanden vier wichtige Publikationen zum Thema
- Jüdischer Buchbesitz als Beutegut. Eine Veranstaltung des Niedersächsischen Landtages und der Niedersächsischen Landesbibliothek. Symposium im Niedersächsischen Landtag am 14. November 2002. Hrsg.: Der Präsident des Niedersächsischen Landtages, Hannover 2003
- Jüdischer Buchbesitz als Raubgut. Zweites hannoversches Symposium. Im Auftr. der Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek – Niedersächsische Landesbibliothek und der Stiftung Preußischer Kulturbesitz hrsg. von Regine Dehnel. Frankfurt/M. 2006.
- NS-Raubgut in Bibliotheken. Suche, Ergebnisse, Perspektiven. 3. Hannoversches Symposium. Im Auftr. der Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek – Niedersächsische Landesbibliothek hrsg. von Regine Dehnel, Frankfurt/M. 2008.
- NS-Raubgut in Museen, Bibliotheken und Archiven. 4. hannoversches Symposium. Im Auftr. der Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek – Niedersächsische Landesbibliothek hrsg. von Regine Dehnel, Frankfurt/M. 2012.
Erforschung belasteter Bücher in der GWLB
Zwischen November 2008 und November 2010 beauftragte die Gottfried Wilhelm Leibniz außerdem die Wissenschaftlerin Dr. Regine Dehnel mit der Erforschung der Erwerbungseingänge. Die in dem Projekt „NS-Raubgut in der Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek“ als belastet identifizierten Bücher sind hier recherchierbar.
Restitution
Im Rahmen des Projektes „NS-Raubgut in der Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek (2008–2010)“ konnten drei Titel ihren ehemaligen Eigentümern zweifelsfrei zugeordnet werden. Dabei handelt es sich um Rudolf von Iherings Schrift „Der Kampf ums Recht“, in diesem Titel hinterließ Kurt Jacobsohn seinen Namen. In dem Büchlein „Gott betet“ von Mechthild Lichnowsky findet sich ein Exlibris von Aenne Löwenthal. Von beiden Eigentümern ist bekannt, dass sie deportiert wurden; Nachfahren konnten bis dato nicht recherchiert werden.
Einzig ein mit dem Stempel von Max Rüdenberg versehener „Deutsch-Chinesischer Almanach“ für das Jahr 1930 konnte bisher restituiert werden. Max Rüdenberg, hannoverscher Unternehmer und Kunstsammler, wurde gemeinsam mit seiner Frau Margarethe 1942 ins Konzentrationslager Theresienstadt deportiert. Am 20. März 2016 wurde der Almanach in einer öffentlichen Veranstaltung in der Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek an Prof. Vernon Reynolds, einen in Großbritannien lebenden Enkel, übergeben.
Präsentation belasteter Bücher im Lesesaal
Die von Frau Dr. Regine Dehnel während ihres Forschungsprojektes identifizierten Büchergruppen, deren Eigentümer bisher nicht ermittelt werden konnten, wurden als separater Bestand im Lesesaal, in der Nähe des Freihandbestandes Geschichte, aufgestellt und können eingesehen, nicht aber ausgeliehen werden. Die Bücher sind damit für weitere Forschung jederzeit nutzbar.